Fit für KI? Unternehmen unterschätzen Bedarf an Weiterbildung

Künstliche Intelligenz (KI) wird unsere Arbeit verändern. Unternehmen rechnen zumeist damit, dass neue Anforderungen und das Erlernen neuer Fähigkeiten auf die Beschäftigten zukommen – insbesondere Fach- und Führungskräfte sollen hierfür qualifiziert werden. Vor allem technische Kompetenzen seien in den Betrieben noch nicht ausreichend vorhanden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Onlinebefragung der Plattform Lernende Systeme. Die Autorinnen und Autoren des Berichts warnen allerdings auch davor, den Weiterbildungsbedarf von gering Qualifizierten zu unterschätzen. Beschäftigte müssen über alle Jobprofile hinweg für KI-Systeme befähigt werden. Dabei geht es auch um soziale Fähigkeiten.

KI-basierte Software und selbstlernende Maschinen können die Menschen in Sach- und Produktionsarbeit von monotonen und wiederkehrenden Tätigkeiten entlasten, etwa von der Bearbeitung von Formularen oder dem Überwachen technischer Prozesse. Damit ihr Einsatz gelingt, müssen die Beschäftigten für den Umgang mit der Technologie und daraus resultierenden veränderten Arbeitsprozessen qualifiziert werden. KI-Systeme können die Fähigkeiten des Menschen optimal ergänzen, diese sowie menschliches Verantwortungsbewusstsein aber niemals vollauf ersetzen, heißt es in der aktuellen Studie „KI-Kompetenzentwicklung in Sach- und Produktionsarbeit“ der Plattform Lernende Systeme. Befragt wurden 50 Unternehmensvertreterinnen und -vertreter verschiedener Branchen danach, welche Kompetenzen sie für eine erfolgreiche Einführung von KI als notwendig betrachten und wie die Beschäftigten entsprechend weitergebildet werden können.

Die befragten Unternehmen, von denen mehr als die Hälfte bereits KI-Anwendungen einsetzen, sehen den Nutzen in der Optimierung von Prozessen und Strukturen. Sie erwarten davon Produktivitätssteigerungen und größere Flexibilität und rechnen mehrheitlich damit, dass sich die Tätigkeiten der Beschäftigten durch den Einsatz von KI verändern werden und dadurch erheblicher Weiterbildungsbedarf besteht. Die unklare Wirtschaftlichkeit und die fehlende Qualifikation der Beschäftigten hingegen hemmen nach Ansicht vieler Unternehmen die Einführung von KI. Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen gibt an, dass ihre Beschäftigten noch nicht über die nötigen Kompetenzen für die Zusammenarbeit mit KI-basierten Systemen verfügen. Qualifikationslücken sehen die Befragten insbesondere bei Fach- und Führungskräften. Folglich richten sich die mehrheitlich betriebsinternen Bildungsangebote überwiegend an qualifizierte Entscheiderinnen und Entscheider bzw. Technikerinnen und Techniker. Diese werden bevorzugt als on-the-job-Trainings bzw. Inhouse-Seminare durchgeführt. Für Sach- und Facharbeiter existieren diese Angebote nicht oder nicht in diesem Umfang.

„Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeit über alle Jobprofile hinweg – von Führungskräften genauso wie von Sach- und Facharbeitenden. Es müssen nicht alle Beschäftigten zu KI-Expertinnen und -Experten werden, um künftig mit den neuen Systemen zusammenzuarbeiten. Aber ein Grundverständnis der Technologie und vermehrt soziale und kommunikative Kompetenzen sind in allen Tätigkeitsbereichen notwendig. Dieser Weiterbildungsbedarf auch bei den gering Qualifizierten wurde von den befragten Unternehmen häufig nicht gesehen“, sagt Elisabeth André, Professorin für Informatik der Universität Augsburg und Co-Leiterin der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion.

Für gering Qualifizierte und Leiharbeitnehmer bieten die befragten Unternehmen kaum Weiterbildungen an. Auch für diese Beschäftigtengruppe gilt es angemessene Qualifikationsangebote zu schaffen, etwa um die Zuverlässigkeit der Geschäftsprozesse zu sichern. Nur wenige Unternehmen erachten zudem soziale und kommunikative Kompetenzen, Eigeninitiative, Kreativität oder Problemlösungsfähigkeit für die Zusammenarbeit mit KI-Systemen als notwendig. Die Autorinnen und Autoren der Studie werten diese Fähigkeiten hingegen als wichtigen Baustein, um den Transformationsprozess im Unternehmen zu bewältigen.

2021-12-08 Fit für KI? Unternehmen unterschätzen Bedarf an Weiterbildung
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