Drohne fliegt im Werkverkehr von ZF
Andreas Veil, Wirtschafts- und Finanzkommunikation ZF Friedrichshafen AG
Als erstes Unternehmen in Deutschland hat ZF seit kurzem die behördliche Genehmigung für automatisierte Drohnenflüge auf dem Werksgelände erhalten. Seitdem fliegt ein Drohnenprototyp Ersatzteile wie Sensoren oder Steuerkarten vom Zentrallager zu dezentralen ZF-Werkstätten. Nach Abschluss der Testflüge soll ein Regelbetrieb den Werksverkehr entlasten und viel Zeit sparen. Langfristig denkt man bei ZF auch über einen Einsatz außerhalb des Werksgeländes nach, etwa für die Paketzustellung in schwierig zugänglichen Gebieten.
Bis zu fünf Kilogramm Gewicht kann die sechsmotorige Drohne auf dem Luftweg transportieren – nach Abzug für Greifer und Transportbox bleiben drei Kilogramm reine Nutzlast übrig. Das reicht
für die meisten Ersatzteil- und Werkzeugtransporte auf dem Betriebsgelände. Sicherheit steht beim Warentransport per Drohne an oberster Stelle: Der 30 Stundenkilometer schnelle Hexacopter fliegt
überwiegend über die Dächer der Werkhallen und kreuzt Fahr- und Gehwege nur, wo es sich nicht vermeiden lässt. Außerdem ist der für etwa 30 bis 40 Minuten elektrischen Flugbetrieb reichende Akku ebenso redundant ausgelegt wie die Propeller und Motoren.

Automatisierte Lieferdrohne über den Dächern der Werkshallen des ZF-Werks in Friedrichshafen
Die Drohne bleibt auch bei Ausfall eines Motors manövrierfähig. „Vor kurzem haben wir gezeigt, mit welcher Technologie wir die Automatisierung des Betriebshofes vorantreiben; mit der Drohne ergänzen wir die Transportkette um eine weitere Stufe“, sagt Fredrik Staedtler, Leiter der ZF-Division Nutzfahrzeugtechnik. „Mit Genehmigungen des Regierungspräsidiums Stuttgart und der Deutschen Flugsicherung für die automatisierten Drohnenflüge können wir die Logistikprozesse im Werk beschleunigen“, erläutert Staedtler. „Instandhaltungsmeister Michael Wiest hat die Freiräume des agilen Arbeitens bei ZF genutzt und die Logistik per Drohne sehr schnell und höchst kreativ von der – anfangs zugegebenermaßen von manchen belächelten – Idee bis zur Realisierung perfekt umgesetzt. Er hat das Projekt schon vorangetrieben, als es nur Anzeichen für vollautomatisierte Drohnenflüge gab, aber noch keine gesetzlichen Vorgaben.“
So setzt ZF nun automatisierte Drohnen zum Warentransport auf Werksgelände ein. Bislang wurden Drohnen, meist mit Kameras ausgestattet, hauptsächlich privat oder kommerziell zum Beispiel zur Kartierung, Überwachung von Werkszäunen oder Vermessung genutzt.
„Noch sind einige Anpassungen für einen störungsfreien Flug nötig, bevor unsere Lieferdrohne fest in die Logistikprozesskette eingebunden werden kann“, sagt Matthias Haberstroh, Leiter des Supply Chain Management der Division Nutzfahrzeugtechnik von ZF. „Das Transportsystem wurde von unserem Lieferanten ausgiebig getestet – und doch mussten wir vor Ort in Friedrichshafen etliche Sensoren für die Navigation ausprobieren, die auch zwischen den Werkhallen eine präzise Ortsbestimmung sicherstellen.“
Aktuell ist der Drohneneinsatz auf Werksgelände eine sinnvolle Ergänzung der ZF-Aktivitäten im Bereich Industrie 4.0 – mittelfristig könnten auch andere Unternehmen die von ZF industrialisierten Lieferdrohnen auf eigenem Betriebsgelände einsetzen. Langfristig ist der Einsatz der Lieferdrohnen außerhalb geschützter Werksgelände vorstellbar, etwa um Kurier-, Express- und Paketdienste dort zu unterstützen, wo deren Zustellfahrzeuge nicht in enge Sackgassen oder andere schwer zugängliche Zustellgegenden fahren können.
